Warum Missgeschicke gesund sind.

Warum Missgeschicke gesund sind.Vor Kurzem passierte mir ein filmreifes Malheur: Ich war in einem Restaurant und als ich gerade das Essen von der Selbstbedienungstheke geholt hatte, stolperte ich und schleuderte dabei das gesamte Tablett mit den Getränken und zwei dampfenden Gerichten quer durch den Raum. Die speisenden Gäste um mich herum waren sichtlich genervt.

Hätte ich diese Szene in einem Slapstick-Film gesehen, wäre ich sehr amüsiert gewesen. Im eigenen Leben jedoch fand ich dieses Erlebnis zunächst verstörend. Ein und dieselbe Sache kann bei uns also einerseits Scham und Ärger auslösen und andererseits ein herzhaftes Lachen – sofern wir unbeteiligt sind. Dieses Wissen können wir für uns nutzen, denn die Fähigkeit sich selbst mit Abstand zu betrachten, kann helfen, mit Missgeschicken gelassener und humorvoller umzugehen.

In unserer Gesellschaft, in der Perfektionismus zu einer Art Volkskrankheit geworden ist, spielt dies eine besondere Rolle, wie ich finde. Leistung und Umsatz werden vielerorts großgeschrieben und der Druck auf dem Arbeitsmarkt wird immer höher. Die Reaktion darauf ist häufig ein Übermaß an Selbstkontrolle, das keinen Raum für Fehler lässt und mit der menschlichen Natur schwerlich vereinbar ist.

Wenn es gelingt, sich selbst von außen zu betrachten, erscheinen Missgeschicke oft in einem anderen, viel milderen Licht. Dabei wird meist deutlich, dass sie nicht nur lehrreich sind, sondern auch etwas Befreiendes haben: Sie können uns kurzzeitig aus Disziplin und Perfektionismus heraus reißen – und zeigen, dass das Leben trotzdem weitergeht.

Wie gehen Sie mit Missgeschicken um? Und wann haben Sie das letzte Mal über sich selbst gelacht?