Warum man manchmal ein Gegenüber braucht, um sich selbst zu verstehen.

Warum man manchmal ein Gegenüber braucht, um sich selbst zu verstehen.Reden hilft. Das weiß jeder, der sich bei Problemen schon einmal dem besten Freund (oder auch dem Frisör) anvertraut hat. Oft sind es hierbei gar nicht Ratschläge, die Erleichterung bringen, sondern die bloße Tatsache, dass man seine aufgewühlten Gedanken in Worte fassen konnte. Wenn wir uns selbst reden hören, wirkt das entlastend und klärend.

Das hängt damit zusammen, dass es Stress mindert, wenn man ein negatives Gefühl ausspricht*. Im Gehirn wird dabei eine andere Region aktiv, die eine dämpfende Funktion hat. Darüber hinaus haben Forscher herausgefunden, dass lautes Denken die Konzentration und Leistungsfähigkeit steigert. Sogar Selbstgespräche können demnach hilfreich sein, denn diffuse Gedanken werden dadurch klarer.

Ganz ohne einen Gesprächspartner sind wir trotzdem manchmal hilflos. Nicht nur, weil zwischenmenschlicher Kontakt ein ganz existentielles Bedürfnis ist, sondern auch, weil wir hin und wieder an die Grenzen unserer Wahrnehmungsfähigkeit stoßen. Das liegt daran, dass wir alles, was wir wahrnehmen, durch die Brille unserer Erfahrungen und Überzeugungen sehen. Der polnische Linguist Alfred Korzybski beschrieb dieses Phänomen mit den Worten: „Die Landkarte ist nicht das Gebiet.”

Dass jeder seine eigene ‚Landkarte‘ vom Leben hat, ist oft hilfreich, weil es für Stabilität im Leben sorgt. Wenn diese Landkarte jedoch überholt ist oder ein verzerrtes Bild der Realität zeichnet, kann sie auch Probleme bereiten. Beispielsweise gibt es Situationen, die Ängste auslösen, obwohl die eigentliche Ursache der Angst schon lange zurück liegt.

Um die eigene Wahrnehmung zu erweitern, ist es nötig, neue Perspektiven zu gewinnen. Eine außenstehende Person (mit einer anderen Landkarte) kann es erleichtern, sich auf ungewohnte Sichtweisen einzulassen und den eigenen Standpunkt neu zu reflektieren.

Wie gehen Sie vor, wenn Sie ein Problem haben? Und wie oft nutzen Sie die positive Wirkung von Gesprächen, um Schwierigkeiten leichter zu bewältigen?

*Die zugehörige Studie ist im Fachmagazin „Psychological Science“ (18/2007) erschienen.