Warum es ok ist, nicht ok zu sein.

Warum es ok ist, nicht ok zu sein.Jeder Mensch hat das Bedürfnis, von seinem Umfeld anerkannt zu werden. Auch schwierige (berufliche) Entscheidungen fallen leichter, wenn man Unterstützer hat. Umgekehrt kann die Angst vor Ablehnung ein großes Hemmnis sein, wenn es darum geht, ungewöhnliche Ideen zu verwirklichen. Doch ist es wirklich nötig, dass man jeden überzeugen kann? Und was würde es realistisch betrachtet kosten, wenn man es versuchte? Diese Fragen werden oft unzureichend beantwortet.

Überträgt man dieses Bild auf eine unternehmerische Tätigkeit, wird schnell deutlich, dass die Bemühung, allen zu gefallen, ein großes Risiko bedeutet. Im Marketing geht es darum, eine Beziehung zu Menschen aufzubauen, die man als Kunden gewinnen möchte. Wenn man versuchte, es in der Kundenansprache allen recht zu machen, würde man entweder niemanden erreichen, weil der Unternehmensauftritt beliebig ist – oder man würde auch diejenigen erreichen, die als Kunden nicht in Frage kommen, weil sie notwendige Voraussetzungen (z.B. Liquidität oder Motivation) nicht erfüllen.

Vor einem halben Jahr besuchte ich einen Vortrag des Marketingchefs von Nike. Er sprach davon, dass zwischen Ablehnung und Anerkennung ein schmaler Grat liege und sagte: „Wir von Nike versuchen immer nah an dieser Grenze zu sein.“ Manchmal bedeute das, mit einer Idee zu scheitern und nicht gut anzukommen. Auf der anderen Seite erreiche das Team von Nike dadurch, dass es bereit sei Grenzen austesten, hochwirksame Marketingerfolge. „Wer immer auf der sicheren Seite sein will, wird schwer innovativ sein können.“

Ähnliches gilt für private Beziehungen und Entscheidungen: Wer allen gefallen will, riskiert, dass nicht nur die eigenen Fehler und Schwächen, sondern auch einzigartige Charaktermerkmale unscharf werden. Dadurch leidet sowohl das eigene Wohlbefinden als auch die Fähigkeit, authentische Entscheidungen zu treffen. Beziehungen gestalten heißt, Position zu beziehen.

Was würden Sie in Ihrer beruflichen Situation anders machen, wenn Ihnen egal wäre, was andere Menschen über Sie denken (könnten)?