Warum Chaos bei Entscheidungen hilft.

Warum Chaos bei Entscheidungen hilft.Wer aus einer beruflichen Krise heraus die Entscheidung trifft, sein Berufsleben zu verändern, der wünscht sich meist eine Strategie, die ihn von einer Sicherheit in die nächste trägt. Das Bedürfnis danach, die sichere Kontrolle über die eigene Lebenssituation zu behalten ist stets groß.

Dieser Impuls ist nachvollziehbar, führt aber gleichzeitig in ein Dilemma. Denn da, wo eine grundlegende Veränderung nötig ist und vollkommen neue Wege erschlossen werden müssen, wird ein kreativer Entscheidungsprozess durch Kontrollbedürfnisse eingeschränkt. Die Erfahrung zeigt, dass eine klare Vorstellung davon, wo man hin will, in vielen Fällen erst durch praktische Erlebnisse entsteht. „Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“

Wie lässt sich dieses Problem lösen? Der entscheidende Schritt ist, die Unsicherheit und das Chaotische als kreatives Werkzeug anzuerkennen. Viele beklagen sich über ihren überstrukturierten Alltag, der keine Freiheiten mehr zulässt, und das Hamsterrad, in dessen Kreislauf man nur reagieren, aber nicht agieren kann. Realistisch betrachtet ist die vorübergehende Unsicherheit, die entsteht, wenn auf eine Kündigung oder eine Trennung unstrukturierter Freiraum folgt, der optimale Nährboden für neue Ideen und kreative Lösungen.

Wer nicht ins kalte Wasser springen will, kann dieses Phänomen testen: Der Berater und Improvisationskünstler Martin Ciesielski (www.medienmosaik.de) empfiehlt, bei Entscheidungsproblemen einen Kontrollverlust zu induzieren, um von alten Vorstellungen loslassen zu können. Wenn Sie das nächste Mal über neue berufliche Optionen nachdenken, versuchen Sie einmal, Ihre Ratio gezielt zu überfordern, indem Sie 60 Berufsoptionen in einer Stunde aufschreiben – ohne zu zensieren. Welche Erkenntnisse haben Sie dabei?