Kommunikation und andere Katastrophen – Episode 2

Kommunikation und andere Katastrophen – Episode 2Im letzten Jahr kam es zu einem heftigen Streit zwischen zwei Mitarbeitern in einem Kleinunternehmen: Beide hatten zusammen an einem wichtigen Projekt gearbeitet bis einer der beiden versehentlich die erstellten Daten löschte und damit das Ergebnis monatelanger Arbeit zerstörte. Diese Konfliktsituation wurde später Gegenstand einer Diskussion zwischen zwei angehenden Kommunikationstrainern:

Für mich ist dieser Streit eindeutig ein Sachstreit“ sagte der erste. „Schließlich wurde er durch eine grobe fachliche Nachlässigkeit ausgelöst, die sich der eine Mitarbeiter geleistet hat. Völlig klar, dass es in diesem Konflikt nicht um die Beziehung der beiden geht.“

Der andere widersprach: „Dass die beiden ein Sachproblem haben, steht außer Frage, aber das Hauptproblem ist doch wie sie miteinander reden. Die zwischenmenschliche Ebene ist wesentliche Grundlage jeder Kommunikation, und die Beziehung zwischen diesen Kollegen ist ganz klar feindselig!“

„Da kann ich nicht ganz folgen“ entgegnete sein Gesprächspartner. „Das Sachproblem wiegt hier doch deutlich mehr als irgendwelche Beziehungsthemen. Wenn jemand mein Auto kaputt fährt, kann er doch auch nicht erwarten, dass ich mich noch um sensible Gesprächsführung bemühe.“

„Du kapierst es einfach nicht! Die Wirkung der Beziehungsdynamik kann man nicht einfach wegdiskutieren. Sie ist da, egal ob du es gerade für sinnvoll hältst oder nicht. Für gelungene Kommunikation ist es nun mal entscheidend, dass man sie im Blick behält – egal welche Themen sonst noch eine Rolle spielen.“

„Das sehe ich anders“ erwiderte der erste stur.

Woraufhin sein Gegenüber wütend aufbrauste und rief: „Du willst doch einfach nur Recht behalten!“

Interessant, dachte ich, als ich Zeugin dieser Unterhaltung wurde: Der Verfechter der Beziehungsebene war der erste, der sie missachtet hat. Oft reicht es eben nicht, allein die Regeln zu kennen. Sie wirklich anzuwenden bedeutet auch, wach für den anderen zu sein und flexibel die Perspektive wechseln zu können. Wie jede andere Kunst auch, erfordert die Kunst der Kommunikation bewusstes Training. Auf welche Weise trainieren Sie?